St. Pankratius, Wiggensbach

Die Pfarrkirche St. Pankratius in Wiggensbach wurde 1770-1777 unter Fürstabt Honorius von Schreckenstein erbaut. Zimmerer- und Maurermeister war Joh. Georg Specht aus Lindenberg. Er war möglicherweise Schüler von Peter Thumb, dem Erbauer von St. Gallen. Seine zweite Frau stammte aus Wiggensbach.
Schöpfer der Fresken ist Franz Joseph Hermann (1738-1806). Er schuf auch Fresken in der Kemptener Residenz.
Der Grundriss der Kirche ist eine Kreuzform. Alter Bund (Querbalken) und Neuer Bund (Längsbalken) schaffen die Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Aus der kantigen Kreuzform bildet der Künstler eine reiche Barockkirche. Presbyterium, Altäre, Kanzel, Empore und die barocken Gesimse sowie die eingebauten Kuppeln verwandeln das steife Kreuz in eine schwungvolle Sursum-Corda-Kirche.
Vollendete Stuckarbeiten, teils aus der Zeit der Erbauung, teils aus der Zeit um 1900 gestaltet, bringen Schwung und Leben in die kalten Flächen.
Die Malerei der Mittleren Kuppel zeigt Königin Ester. Die jüdische Gemahlin des persischen Königs Xerxes I. (reg. Von 486-465 v. Chr.) legt beim König auf Veranlassung ihres Onkels Mordechai für ihr Volk Fürbitte ein, das der Wesir Haman ausrotten will.
Haman wird daraufhin zum Galgen geführt, den er für Mordchai hatte errichten lassen. Das Ganze ist beschrieben im Buch Ester, Kap. 7.

Bild im nördlichen Querhaus: Der Babylonierkönig Nebukadnezar II., der 586 Jerusalem zerstört und die jüdische Oberschicht ins Exil an die Flüsse Babylons geschickt hatte, ließ drei junge Männer (Hanania, Michael und Asarja) in einen glühenden Ofen werfen nach dem Buch des Propheten Daniel, 3. Kap., weil sie das von ihm aufgerichtete goldene Standbild des Königs nicht anbeteten.
Bild im südlichen Querschiff: Die sieben makkabäischen Brüder und ihre Mutter wurden grausam gemartert, weil sie sich entsprechend dem Gesetz des Mose weigerten, auf Befehl des makedonischen Königs Antiochus IV. in Syrien Schweinefleisch zu essen.
Das Bild im hinteren Teil der Kirche hat die Tötung von Johann Nepomuk (Patron für die Beichtväter) am 20.3.1393 auf Veranlassung von König Wenzel IV. zum Inhalt. Er wurde von der Moldaubrücke in Prag gestürzt.
Über der unteren Empore ist die Austreibung der Händler aus dem Tempel durch Jesus dargestellt.
Im östlichen Langhausarm (vorne) wird die Hinrichtung der Brüder und kaiserlichen Hofbeamten Johannes und Paulus dargestellt. Sie wurden unter Kaiser Julian Apostata (der Abtrünnige) wegen ihres christlichen Bekenntnisses im Jahre 362 in Rom enthauptet.
Chorkuppel: Vollendung des Alten Testaments durch das Neue (Brandopfer Kreuzesopfer Christi), Sieg des christlichen Glaubens über das Heidentum (stürzendes Götterbild) und der auf den Felsen Petri gegründeten Kirche über Irrlehrer und Abtrünnige.
Aussendung der Apostel durch Christus sowie die Anbetung Gottes im Himmel durch Heilige und Selige, an ihrer Spitze der Kirchenpatron Pankratius.
Die Medaillons an der mittleren Kuppel zeigen die 4 Evangelisten und die 4 Kirchenlehrer Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregorius.
Die Kanzel ist ein Prachtstück aus der Barockzeit mit einem wunderschönen Relief aus dem Religionsstreit Luther gegen Petrus Canisius, ein herrlicher Abschluss ist das Kanzeldach mit dem Engel des Gerichts, darunter in Miniatur die vier großen Kirchenlehrer wie oben in den Medaillons. Die Kanzel stammt von einem einheimischen Schreiner.